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Frau Eckert, welche Berufsausbildung haben Sie?

Ich bin Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen, Musikgeragogin, Ensembleleiterin für Veeh-Harfe, Singleiterin für Altersheime und Senioren und C-Kirchenmusikerin.

Warum sind Sie Ärztin geworden?

Die naturwissenschaftlichen Fächer haben mich schon in der Schule sehr interessiert und im Biologieunterricht fand ich ganz besonders die Physiologie des Menschen spannend. Im Medizinstudium konnte ich noch mehr über die Funktionsweise des menschlichen Körpers lernen und bin bis heute davon fasziniert. Wir sind alle ein richtiges Wunderwerk! Dann war ich zuerst in der Anästhesie und später im Gesundheitsamt als Ärztin tätig.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Schon von Kindesbeinen an begleitet mich die Musik.
Zuerst sang ich im Kinderchor in der Kirchengemeinde. Dann kam Blockflöten- und später Klavierunterricht dazu. Gitarrengriffe habe ich am Lagerfeuer bei Jugendfreizeiten ausprobiert und weitergespielt. Mit Interesse und Neugierde habe ich weitere Workshops besucht und Instrumente kennengelernt (Djembe, Ukulele, Orgel).
2016 nahm ich an einer Fortbildung teil, bei der die Veeh-Harfe und ihre Einsatzmöglichkeiten vorgestellt wurde.
Seitdem bin ich von diesem tollen Zupf-Instrument begeistert.
Ganz niedrigschwellig ist damit das gemeinsame Musizieren für alle möglich-ohne Leistungsdruck, dafür mit umso mehr Freude und Leichtigkeit!

Warum ist die Musik für Sie wichtiger geworden als die Medizin?

Heiligabend 2020 brach ich mir einen Mittelhandknochen. Nach der OP entwickelte sich eine chronische Schmerzerkrankung, die lange und umfangreiche Therapien erforderlich machte. In dieser Zeit, in der auch die Wiedererlangung der Funktionsfähigkeit meiner linken Hand völlig ungewiss war, hat mich die Musik ganz besonders begleitet, gestärkt und hindurchgetragen.
Sie hat mir unglaublich viel Kraft gegeben, die ganzen Therapien durchzuziehen und vor allem die unzähligen Stunden verkürzt, in denen ich zu Hause die Übungen selbst durchgeführt habe. Außerdem wirkte sie als Motivationsmotor, da ich unbedingt wieder Veeh-Harfe, Gitarre und Klavier spielen wollte! Auch psychisch wäre ich sonst verzweifelt und hätte aus dem tiefen Loch, in das ich nach der Diagnosestellung gefallen bin, nicht so schnell herausgefunden. Ich wollte das, was ich selbst erlebt habe, auch anderen Menschen ermöglichen: Musik als Medizin erlebbar machen!

Ablauf eines Schnupper-Seminars für Veeh-Harfe?

Im Seminar erfahren die Teilnehmer zunächst Wissenswertes über die Veeh-Harfe und dann zupfen wir auch schon gemeinsam die ersten Melodien. Mit bekannten Liedern gelingt es ganz leicht. Wir beginnen erst einstimmig zu spielen und nach kurzer Zeit klappt auch das zwei- oder mehrstimmige Zusammenspiel. Die Begeisterung, innerhalb von wenigen Stunden die Grundlagen des Spiels auf der Veeh-Harfe zu erlernen, ist groß!

Hilft Ihr Angebot auch bei Beschwerden und Krankheiten?

Zu den Veeh-Harfe-Gruppen kommen Menschen mit und ohne gesundheitlichen Beschwerden. Es sind auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen dabei, z.B. ein Rollstuhlfahrer, Menschen mit chronischen Schmerzen oder auch psychischen Belastungen. Während des Musizierens rücken Beschwerden und Probleme in den Hintergrund. Das gemeinsame Spiel und die klangvollen Melodien führen zu Entspannung, Stressreduktion und Zugehörigkeitsgefühl. Dieses positive Gefühl, gemeinsam etwas Schönes zu gestalten, verbindet die Gruppenmitglieder und wirkt auch im Alltag nach.

Wieso eignet sich das Spiel mit der Veeh-Harfe für Menschen mit Demenz?

Diese Tischharfe wurde von dem Landwirt Hermann Veeh extra für seinen jüngsten Sohn konzipiert, der mit Down-Syndrom auf die Welt kam. Die Veeh-Harfe zeichnet sich dadurch aus, dass sie äußerst einfach in der Handhabung ist und wunderbar klingt.
Musik kann heilsam wirken, z.B. durch die beruhigenden Effekte, das Erleben von Gemeinschaft, durch die Ablenkung von negativen Emotionen und Stimmungen und durch die Erfahrung, dass man sogar noch etwas Neues lernen kann. So können Menschen mit Demenz durch das Spiel mit der Veeh-Harfe wieder selbstwirksam werden und kulturelle Teilhabe erleben.

Würden Sie Ihren Kollegen raten die Veeh-Harfe zu erlernen?

Nicht nur Kollegen würde ich raten, Musik zu machen. Dabei sind persönliche Vorlieben ganz entscheidend und wichtig für die Motivation nicht nur anzufangen, sondern auch weiterzumachen. Die Veeh-Harfe eignet sich als Einstiegsinstrument, das wirklich leicht erlernbar ist und Fortschritte schon nach kurzer Zeit erfolgen. Mit keinem anderen Instrument ist ein gemeinsames Musizieren so schnell möglich.